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Nina Grimm | Familienleben

Kinder sind für die meisten Paare ein sehr großes Glück – und zugleich die größte Herausforderung. Hinzu kommt, dass niemand sie darauf vorbereitet. Häufig führt das schnell in eine Spirale der Überforderung, in der vor allem auch die Partnerschaft und die Zuneigung zueinander auf der Strecke bleiben. Wie Eltern hiermit besser umgehen können, erläutert die Familienpsychologin und zweifache Mutter Nina Grimm.

Text: Nina Grimm | Illustration: Roman Samborskyi

Mit Elternschaft gehen automatisch gewisse Vorstellungen einher. Die meisten davon sind romantisch verzerrt: du und ich, ich und du – und aus dieser Liebe ist ein Mensch entstanden! Wir sehen uns gemeinsam mit dem Partner oder der Partnerin den Kinderwagen in den Sonnenuntergang schieben. Lachend und Händchen haltend mit unserem Wonneproppen auf Reisen gehen. Gemeinsam in Puzzle legen, während wir auf den Gemüseauflauf warten, der im Ofen bruzelt …

Wir alle kennen Vorstellungen von einem solchen Traum von Familie, oder? Gerade deswegen ist die harte Realtität des Familienalltags für viele von uns ein echter Schock.

Aus der Traum?

Mit der Geburt eines Kindes ziehen neben Zauber und Liebe auch eine Menge Einschränkungen ins Leben jedes Elternpaars ein: Kalter Kaffee ist unser täglich Brot, die Nerven liegen blank, die To-do-Liste endet nie, die Wäscheberge stappeln sich, an Schlaf mangelt es chronisch, so wie eigentlich an allem, was Vergnügen bereitet und uns mal ausgemacht hat. Das führt dann meistens innerhalb der ersten Familienjahre – und oft verstärkt durch weiteren Nachwuchs – ziemlich schnell zu: Aus der Traum! Oder auch: Ach Scheiße!

Das Fiese: Niemand bereitet uns darauf vor!

Beziehungskrise Kind

In keinem der unzähligen Ratgeber, die ich gelesen habe, stand auch nur ein Wort daüber, dass Elternsein auch sehr hart ist. Keine Hebamme hat es mir gesagt und auch keine Gynäkologin, Schwangerschaftsyoga-Lehrerin oder sonst wer. Sodass ich – wie viele andere Paare auch – lange Zeit dachte, dass etwas an der Beziehung mit meinem Partner falsch sein muss, wenn wir so abgeturnt voneinander sind. Wir müssen irgendwas falsch machen … – Ja, haben wir auch, sehr viel sogar! Unter anderem, dass wir uns nicht vor Augen geführt haben, dass ein Kind natürlich wundervoll, magisch und herzallerliebst ist, für die Paarbeziehung aber vor allem eins bedeutet: die wahrscheinlich heftigste Krise, die wir uns je hätten vorstellen können! Vor allem, wenn die Eltern beide berufstätig sind und das Kind auch noch so etwas wie Hobbies hat, ist zwischen dem ständigen Doing-Modus einfach rein rechnerisch viel zu wenig Zeit für irgendetwas anderes als „Hauptsache Alltag überstehen“. Da rutscht nicht nur bei uns die Beziehung aus dem Fokus, sondern laut einer Studie bei 45,5 Prozent dauerhaft. Wundern tut das irgendwie niemanden, denn wenn du schon 18 Stunden wach bist, dreimal angekotzt wurdest, es noch nicht mal geschafft hast, zu duschen oder warm zu essen, ist niemand in der Stimmung für Romantik; es fehlt auch schlicht die Zeit dafür. Das hat spürbare Auswirkungen: Das Konfliktpotenzial eines Paares erhöht sich, wenn sie Eltern werden, um den Faktor neun. Jede fünfte Ehe mit kleinen Kindern wird geschieden. Aber das heißt auch: Es gibt Elternpaare, die das irgendwie hinbekommen. Und darüber hinaus vielleicht sogar glücklich miteinander sind. Was machen die anders? Und wie können wir das auch schaffen, selbst wenn uns das Lachen erst mal vergangen ist? (…) Mehr

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