fbpx

Moment by Moment

Pilgern: Gehen mit Sinn

Ein Schritt, dann noch einer – und plötzlich ist da Stille im Kopf, Verbindung im Körper, Weite im Herzen. Pilgern ist mehr als Fortbewegung. Es ist ein Gehen mit Sinn – nach außen und nach innen. Marco Fraleoni erzählt von der heilsamen Kraft des Weges, den wir mit den eigenen Füßen gehen – und zugleich mit unserem ganzen Wesen.

Text: Marco Fraleoni | Foto: Smileus

Gehen ist die ursprünglichste Form menschlicher Fortbewegung. Kein anderer Bewegungsablauf ist so alltäglich und vertraut. Doch sobald wir dem Gehen Aufmerksamkeit schenken, verändert sich etwas. Körper und Geist kommen in Bewegung. Wir durchqueren Landschaften, aber auch innere Räume. Schritt für Schritt entsteht eine Verbindung zu uns selbst, zum Moment, zur Welt.

Es braucht nicht viel: einen Weg, der sich vor uns auftut. Einen Schritt, dann noch einen. Vielleicht einen stillen Horizont, Wind in den Bäumen, das Knirschen von Erde oder Fels unter den Füßen. Und dann geschieht es: Der Geist wird stiller. Der Körper spricht. Und etwas in uns erinnert sich.

Viele denken beim Wort „pilgern“ an weite Strecken, Blasen an den Füßen, Entbehrung oder eine zugrundeliegende religiöse Motivation. Doch pilgern ist vor allem eine Haltung: bewusst gehen, still werden, sich selbst begegnen – Schritt für Schritt.

Ein innerer Pfad

Pilgern ist gehen mit Sinn. Es ist ein Weg, der nicht nur geografisch verläuft, sondern auch innerlich. Wenn du aufbrichst, begibst du dich nicht nur von einem Ort zum anderen. Du lässt etwas zurück und gehst auf etwas zu. Der Weg, den deine Füße gehen, ist zugleich ein innerer Pfad. Gehen ist dann mehr als Fortbewegung. Du spürst, was in dir lebt und was sich zeigen will. Vielleicht stellen sich Fragen ein. Oder du findest unterwegs eine unerwartete Antwort. Du machst Erfahrungen und manchmal entspringen daraus Erkenntnisse.

In der Natur beginnen wir, langsamer zu werden. Unsere Sinne öffnen sich und wir atmen tiefer. Es ist, als ob uns die Natur an etwas erinnert, das wir nicht mit dem Verstand fassen können, aber mit dem Herzen erkennen. Vielleicht an unsere eigene Natürlichkeit. An das Leben jenseits der Anforderungen und Konstrukte des Alltags. Die Natur verlangt nichts. Und vielleicht ist es gerade das, was wir so sehr brauchen. Sie ist mehr als eine Kulisse. Sie ist Lebensraum, Lehrerin und Heilerin. In ihrer Gegenwart dürfen wir einfach sein. Ohne Rollen. Ohne Masken. Nur wir, atmend, spürend, lebendig.

Übungen

Von der Natur berührt

Sammle auf deinem Weg einen kleinen Naturgegenstand. Vielleicht eine Feder, ein Blatt, einen Stein oder einen Zweig. Lass ihn nicht zum Souvenir werden, sondern betrachte ihn als Zeichen der Begegnung:

  • Halt inne, spür ihn in deiner Hand. Nimm dir einen Moment Zeit, um wahrzunehmen:
  • Wo bist du gerade? Was fühlst du? Was bewegt dich?
  • Jeder Fund ist ein lebendiger Ausdruck eines besonderen Moments, den du unterwegs erlebst. • Lass dich berühren von der Natur und von dir selbst.
  • Ob du den Gegenstand mitnimmst oder wieder zurücklegst, darfst du im Moment entscheiden. Vielleicht fühlt es sich stimmig an, ihn bei dir zu tragen – als Erinnerung an einen besonderen Augenblick. Vielleicht möchtest du ihn auch wieder an seinen Platz legen – als stilles Dankeschön an die Natur. (…) Mehr
Diese Leseprobe endet hier. Möchten Sie weiterlesen? Unsere Ausgabe „Liebe … Eine Reise durch die Landschaften des Herzens“ können Sie bequem online bestellen.

Zur Ausgabe „Liebe“ im Shop

Scroll to Top