Von den Wirkungen des Glaubens: Glauben

Die Begegnung mit einem Kindersoldaten im Kongo, der die schrecklichen Bilder, die ihn immer wieder überfluteten, nur dadurch bannen konnte, dass er in die Kirche ging, wo er „nur noch Schönes sah“, brachte den Neurologen und Psychiater Boris Cyrulnik dazu, sich mit Auswirkungen des Glaubens auf die menschliche Psyche zu beschäftigen. Er, der, wie er in einem Spiegel-Interview bekannte, persönlich „gut ohne Gott auskommt“, hat zehn Jahre lang erforscht, warum dies für den überwiegenden Teil der Menschheit anders ist und der Glaube an Gott sowohl für das gemeinschaftliche Miteinander Vorteile hat als auch ein wertvoller individueller Resilienzfaktor ist. In seinem Buch stellt er die neusten Erkenntnisse aus Neuroimaging, Psychologie und Psychosoziologie vor. Sie zeigen, wie uns eine mentale, nicht greif- und wahrnehmbare, aber dennoch unser Dasein bestimmende Vorstellung überhaupt zugänglich ist und sich im Verlauf der neurologischen, emotionalen und narrativen Entwicklung in einem vorhandenen kulturellen Kontext herausbildet. Der Autor beschreibt anhand vieler Beispiele, welche psychischen und sozialen Vorteile ein solcher Prozess hat und warum diese Vorteile doch so oft in Schädliches umschlagen. Ein spannendes Buch zur Religionspsychologie mit leider zu vielen Wiederholungen und manchen begrifflichen Unschärfen.