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Zwei bunte Heißluftballons schweben über einem Tulpenfeld

Die Kraft der guten Gefühle

Positive Emotionen wirken weit über den Moment hinaus. Die renommierte Psychologin Barbara Fredrickson forscht seit Jahren auf diesem Gebiet. Sie hat herausgefunden, wie gute Gefühle unsere geistige und körperliche Gesundheit fördern und wie sie sich positiv auf unser soziales Umfeld auswirken. Warum eine positive Haltung unser Leben dauerhaft verändert und was man tun kann, um gute Gefühle gezielt zu stärken, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Text: Olga Klimecki | Foto: Cole Keister

Alle Emotionen sind nützlich, aber positive Emotionen sind besonders wichtig“, sagte Barbara Fredrickson neulich auf einer Konferenz in Kalifornien, auf der wir beide sprachen. Sie ist Professorin für Psychologie an der University of North Carolina at Chapel Hill in den USA, und in ihrer Forschung hat sie mit ihrem Team über mehrere Jahrzehnte gezeigt, dass positive Emotionen dazu beitragen, Aufmerksamkeit, Kreativität und Gesundheit zu fördern.

Egal ob Freude, Hoffnung oder Glück – positive Emotionen spielen eine bedeutende Rolle für unsere seelische und körperliche Gesundheit, unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität im Allgemeinen. Um dies einzuordnen, lohnt es sich, zunächst einmal die Broaden-and-Build-Theorie von Barbara Fredrickson kennenzulernen.

Ressourcen aufbauen

Die Broaden-and-Build-Theorie ist eine wichtige Grundlage der Positiven Psychologie. Forschungsarbeiten von Barbara Fredrickson und anderen Wissenschaftlern zeigen, dass positive Gefühle dazu beitragen, die menschliche Wahrnehmung zu erweitern. Das ist der Broaden-, sprich Erweiterungsaspekt des Modells. Unter dem Einfluss positiver Emotionen sind wir in der Lage, mehr Reize wahrzunehmen und zu verarbeiten. Und es bilden sich mehr neuronale Verknüpfungen. Denn unsere Gedanken – positive wie negative – sind maßgeblich an dem Ausbau der neuronalen Straßen in unserem Gehirn beteiligt. Man könnte quasi sagen: Das, was ich heute denke, formt mein Gehirn von morgen.

Eine positive Lebenseinstellung öffnet unseren Geist und erweitert unseren Blickwinkel. Sie unterstützt also unsere geistige Flexibilität und Kreativität. Weil wir offener für neue Gedanken sind und dadurch Möglichkeiten und Chancen besser wahrnehmen können, verbessert sich unsere Fähigkeit, Probleme zu lösen. Menschen, die positive Emotionen wie Freude empfinden, weil sie beispielsweise gerade über einen lustigen Witz gelacht haben, sind beim Lösen von Aufgaben effizienter und kreativer als Menschen, die zuvor keinen Witz gehört haben (und das ist kein Witz). Oder nehmen Sie Kinder. „Kinder spielen, weil es ihnen Spaß macht, es ihnen ein gutes Gefühl gibt. Im Spiel probieren sie aus, haben neue Ideen, schließen neue Freundschaften und stärken ihren Körper. Das Spiel bringt Lernen und Wachstum, denn positive Gefühle erweitern den Horizont (broaden) und tragen zum Aufbau diverser Fähigkeiten bei (build)“, schreibt Barbara Fredrickson. Positive Emotionen führen also dazu, dass Menschen offen sind für Neues, seien es andere Gedanken, ungewohnte Aktivitäten oder neue Begegnungen.

Dieser zunächst kurzfristige Aufbau von Ressourcen führt letzten Endes zum Aufbau langfristiger Ressourcen (englisch build = [auf-]bauen, wachsen, steigern). Durch diesen Aspekt können neue oder stabilere Beziehungen aufgebaut, bisher ungeahnte Möglichkeiten genutzt oder neue Fähigkeiten erlernt oder verbessert werden. Und das wiederum stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit und unsere Resilienz.

Besonders unsere sozialen Kontakte tragen dazu bei, die körperliche und mentale Gesundheit zu fördern. Die direkte Ursache hierfür liegt darin, dass sich gute Beziehungen ebenfalls positiv auf die Neurobiologie des Menschen auswirken. (…) Mehr

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