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Claudia M. Witt | Me-Time in der Natur

 

Claudia M. Witt ist Professorin für Komplementär- und Integrative Medizin an der Universität Zürich und Präsidentin des Schweizer Fachverbands Mind Body Medicine. Wir sprechen mit ihr über den Zusammenhang von Naturerleben und Gesundheit – ein Bereich, zu dem sie derzeit forscht.

Interview: Stefanie Hammer | Foto: AscentXmedia / iStock

Liebe Frau Witt, wie sind Sie zur Mind-Body-Medizin und ganzheitlichen Medizin gekommen? War es eher allgemeines Interesse oder gab es eine persönliche Erfahrung als Initialmoment?

Das Thema hat sich für mich über lange Zeit hinweg entwickelt. Für mich war der Aspekt des Empowerments der Betroffenen immer hochrelevant, etwas selbst tun können und selbstwirksamer zu werden, egal welche Erkrankung man hat – idealerweise etwas wie Achtsamkeit, Entspannung oder Bewegung, was einfach zu implementieren ist, ohne dass man teure Geräte kaufen muss. Die Mind Body Medicine, wie wir in der Schweiz sagen, bringt sehr gute Werkzeuge mit. Mein Werkzeugkoffer hat sich über lange Zeit ausgebaut.

Ich habe an der Charité in Berlin begonnen und war in den letzten 20 Jahren zusätzlich als Professorin an der University of Maryland tätig, wo das erste amerikanische Zentrum für Integrative Medizin war. Meine Wurzeln bezüglich Mind-Body-Medizin kommen also aus den USA und Deutschland.

Vor über zehn Jahren bin ich an die Universität Zürich gegangen und wir haben auch dort die Mind- Body-Medizin in Zusammenarbeit mit Dr. Anna Paul, Leiterin des Bereichs Ordnungstherapie und Mind- Body-Medizin an den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte, implementiert. Nach und nach haben wir sie in der Schweiz weiterentwickelt und insbesondere modernste Entwicklungen in der Gesundheitspsychologie einbezogen. Für mich ist Mind-Body-Medizin die Basis meiner ärztlichen Sprechstunde, aber auch in die Sprechstunde von Psychologinnen und anderen Gesundheitsberufen – etwa Pflege und Physiotherapie – lässt sie sich gut integrieren.

Welchen Mehrwert bringt die Mind- Body-Medizin aus Ihrer Sicht für die therapeutische Arbeit?

Es kann einem auch selbst sehr guttun, mehr Balance in die Arbeit reinzubringen. Wenn ich mit meinen Patientinnen und Patienten Mind-Body-Medizin mache, bin ich danach nicht erschöpft. Diese Form der Medizin lässt sich gut integrieren – egal in welchem Arbeitsfeld, ob als Präventionsmaßnahme oder in der Schmerztherapie – und sie kann hier zusätzlich etwas bewirken, da ich den ganzen Menschen im Blick habe.

Ihnen liegt die Verbindung der Mind- Body-Medizin mit der Natur am Herzen. Welche Effekte hat der Aufenthalt in der Natur auf unsere Gesundheit?

Es gibt zunehmend Evidenz dafür, dass sich der Kontakt mit der Natur positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken kann. Damit ist es für mich auch an der Zeit, diesen Aspekt mehr in die Mind-Body-Medizin zu integrieren, und das machen wir gerade.

Wenn wir in der Mind-Body-Medizin von Natur sprechen, meinen wir den Kontakt zu ihr, also den bewussten Naturkontakt über einen oder mehrere Sinne mit einem belebten, unbelebten, individuellen oder kollektiven Naturelement. Mit belebten Naturelementen meinen wir Tiere und Pflanzen, unbelebte wären zum Beispiel Steine oder Wasser. Auf der individuellen Ebene ist es ein bestimmter Baum, Stein oder Bach. Oder ich gehe auf eine höhere Ebene, zum Beispiel die der Landschaft, und betrachte etwa einen ganzen Garten und mache dort eine Übung, oder ich gehe in den Wald – da kennt man bereits den Begriff „Waldbaden“, das ja mittlerweile ein eigenes Forschungsfeld geworden ist.

Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, den Naturkontakt immer mit Bezug auf die Mind- Body-Medizin zu betrachten. Das heißt, ich gehe nicht einfach spazieren, sondern es geht um die Erhaltung der Gesundheit, um Prävention und Verbesserung der psychischen, physischen, sozialen Gesundheit, die Steigerung der Selbstwirksamkeit, die Stärkung der Ressourcen oder, im Bereich der Behandlung, auch um Symptomreduktion. (…) Mehr

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