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Im Gespräch mit Achtsamkeitslehrer Will Kabat-Zinn

 

Will Kabat-Zinn ist ein US-amerikanischer Psychologe sowie Achtsamkeits- und Meditationslehrer. Wie sein Vater, der MBSR-Begründer Jon Kabat-Zinn, liebt er es, Menschen darin zu unterstützen, zu ihrem ureigenen Wesen zu finden. Er verbrachte lange Zeit in zahlreichen Schweige- Retreats in den USA, in Burma sowie in Taiwan. In diesem Interview sprechen wir mit ihm über seine Erfahrung, den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein, über Verbundenheit und die transformative Kraft der Stille.

Interview: Stefanie Hammer | Fotos: Christopher Michel

Es ist mir eine große Freude, heute mit dir zu sprechen. In den letzten Jahren hatte ich die Gelegenheit, an zwei Meditations-Retreats mit dir teilzunehmen. Die tiefe und langjährige Freundschaft mit deinem Vater gibt mir das Gefühl der Verbundenheit. Das führt mich zu meiner ersten Frage: Verbundenheit – wann fühlen wir uns mit uns selbst und der Welt verbunden?

Dazu könnte ich viel sagen. Betrachten wir es einmal durch die Lupe der Meditation: In ihr ist die Art und Weise, in der wir normalerweise unsere Aufmerksamkeit auf Erfahrungen richten, grundlegend. Gewöhnlich tun wir das nur auf eine sehr oberflächliche Weise. Für mich hat das etwas mit Verbindung zu tun. Unsere moderne Technik und Kommunikationsmedien verstärken das noch: die Art und Weise, wie wir uns mit unserer Aufmerksamkeit oft nur sehr oberflächlich verbinden oder nicht, um gleich wieder zum Alltäglichen zurückzukehren. Für mich fängt es damit an, dass wir überhaupt in der Lage sind, uns vollständig mit einer Erfahrung zu verbinden – noch bevor wir in Kategorien einsteigen wie „mit mir selbst“, was auch immer das bedeutet. Können wir uns überhaupt vollständig mit unserer Aufmerksamkeit verbinden, mit dem Gefühl unseres Körpers, wenn wir hier mit unseren Sinnen sitzen, sehen, hören, riechen, schmecken, tasten?

Das ist für mich der Anfang. Denn wenn wir uns wirklich ganz auf die Erfahrung einlassen, wirklich sehen, wirklich hören und sogar den Boden unter uns spüren, dann ist das für mich ein Moment der Verbindung. Und dann können wir schauen, ob in uns etwas ist, das sich getrennt fühlt oder einsam ist. Ich glaube, die mangelnde oder bloß oberflächliche Verbindung zu unserer Erfahrung ist einer der Gründe, warum wir uns so leicht abgetrennt fühlen, selbst wenn wir unter Menschen sind.

Wie fühlt es sich an, wenn wir in Verbindung sind? Und was können wir tun, wenn wir das Gefühl haben, es nicht zu sein?

Es scheint nur so, als ob es zwei Seiten gäbe. Die eine ist die Verbindung – du hast gesagt: „mit mir selbst“, aber es ist auch einfach die Verbindung mit der Erfahrung. Das ist die eine Seite, über die ich gerade gesprochen habe. Wir müssen nicht einmal so weit gehen, „mit mir selbst“ zu sagen, wir sagen einfach: „verbinden“. Es ist interessant zu sehen: Wenn wir uns wirklich mit etwas verbinden, gibt es dann ein Gefühl, dass etwas fehlt?

Dann die andere Seite: Wenn wir „ich selbst“ sagen, was meinen wir damit? Wir könnten eine Menge Dinge meinen. Aber es gibt natürlich eine Dimension von mir selbst, die Sein, Präsenz ist. Diese ist eng mit dem Bewusstsein verbunden. Das ist eine andere Dimension, wenn wir von uns selbst sprechen. Wir sprechen nicht nur über bestimmte Erfahrungen, sondern über die Wurzel unseres Seins, die in gewisser Weise die ganze Zeit da ist. Aber wir trennen uns davon, wenn wir uns in unseren Gedanken oder Gefühlen verfangen oder in der Vorstellung, dass etwas fehlt.

Gab es in deinem Leben Momente, in denen du dich einsam fühltest?

Ja, natürlich.

Was hat dir geholfen, die Einsamkeit zu überwinden?

Ich glaube, alle Menschen mit Meditationserfahrung können auf die Jahre zurückblicken, in denen wir uns einsam fühlten, als wir noch keine Praxis hatten. Das war ganz anders. Damals war man einfach auf der Suche, auf der Suche nach einer Möglichkeit, mit jemandem verbunden zu sein. Damit ist man stark außerhalb von sich. Da ich inzwischen mit der Meditation ziemlich vertraut bin, ist es für mich jetzt jedes Mal, wenn ich so ein Gefühl habe, wie ein Hinweis, eine Art Weckruf. Für mich hat es mit Getrenntsein zu tun. Es geht nicht wirklich darum, allein zu sein, eine Person zu vermissen oder so etwas. Oft folgen wir einem Drehbuch, einem Narrativ, und sagen: „Ich bin allein.“ Oder: „Ich brauche das Alleinsein.“ Und das machen wir dann zu einem großen Projekt. Aber zunächst geht es darum: „Wie kommt es, dass ich mich mit diesem Moment oder dem, was geschieht, nicht vollständig verbinde?“

Das ist natürlich unbefriedigend für den Teil des Verstandes, der alles in Ordnung bringen oder eine neue Geschichte des eigenen Lebens schreiben will. Aber es ist sehr interessant, von Moment zu Moment zu schauen und sich zu fragen: „Was ist in dem Augenblick, als ich mich einsam gefühlt habe, in meinem Kopf passiert? Gab es eine Trennung von der Erfahrung?“ (…) Mehr

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