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Psychologin Amishi Jha im Porträt: Beitragsbild Das gestresste Gehirn | moment by moment 04/2020 Trauma und Transformation

Das gestresste Gehirn

Kann Achtsamkeit Feuerwehrleute oder Soldatinnen und Soldaten vor Traumatisierungen im Einsatz schützen? Dr. Amishi Jha ist Professorin der University of Miami und erforscht die Zusammenhänge von Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis.

Interview: Norbert Classen
Bild: Stefanie Diani

Amishi, was hat dich dazu gebracht, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu erforschen?

Ich begann, Aufmerksamkeit zu studieren, als ich noch vor dem Vordiplom war. Das Thema hat mich von Anfang an fasziniert. Ich ging dann auf das Graduiertenkolleg, um etwas über die Teile des Gehirns zu lernen, die Aufmerksamkeit unterstützen, aber dass sich mein Forschungslabor dem Achtsamkeitstraining zuwandte, war später teilweise dadurch motiviert, dass ich selbst etwas darüber zu lernen begann, nachdem ich bemerkt hatte, dass ich ein Problem mit der Aufmerksamkeit hatte. In erster Linie, weil ich anfangs sehr viel Stress hatte, als ich gleichzeitig Mutter und Professorin wurde. Da auch mein Mann im Graduiertenkolleg war, waren wir als Familie ganz schön gefordert. Ich war zunehmend unkonzentriert und wollte herausfinden, wie ich das verbessern und gleichzeitig erfolgreich in meiner Arbeit und eine gute Mutter und Ehefrau sein könnte. Da hörte ich von einem Kollegen, Dr. Richard Davidson, dass es da etwas gab, was mir im Umgang mit meinen Stimmungen helfen könnte: die Achtsamkeitsmeditation. In der Praxis wurde mir schnell klar, dass Achtsamkeit sehr eng mit Aufmerksamkeit verbunden ist. Das machte mich neugierig, und ich beschloss, dies näher zu untersuchen, um anhand der Vorgänge im Gehirn zu verstehen, wie Achtsamkeit funktioniert.

Was hat dein Labor vorher erforscht?

Die Grundlagen der Aufmerksamkeit im Gehirn; also wie Aufmerksamkeit im Gehirn organisiert wird. Welche seiner Teile sind daran beteiligt, dass verschiedene Aspekte von Aufmerksamkeit möglich werden? Das war Grundlagenforschung. Als wir uns dann der Achtsamkeit zuwandten, ging es mehr darum, wie Aufmerksamkeit besser und effizienter funktionieren und wie sie weniger stressanfällig werden kann. Im Labor studiert ihr das Zusammenspiel zweier wichtiger kognitiver Systeme: Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis.

Kannst du uns etwas über den Hintergrund dieser Forschung und die Ergebnisse erzählen?

Bei der Aufmerksamkeit geht es um die Frage, wie Information in unser Gehirn kommt. Der Grund, weshalb wir überhaupt Aufmerksamkeit haben, besteht nämlich darin, dass es um uns herum zu viel Information gibt, die unser Gehirn gar nicht effizient vollständig verarbeiten kann. Daher begrenzen wir die Informationen, die wir analysieren, und sobald sie hereinkommen, nutzen wir unser Arbeitsgedächtnis, um sie zu behalten und zu verarbeiten. Wenn ich das mit einem Computer vergleiche, ist das Arbeitsgedächtnis so etwas wie der Cache oder RAM. Es ist für das kurzzeitige Speichern von Informationen zuständig, auf die wir rasch zugreifen können müssen, wenn wir etwas damit tun wollen. Wir haben herausgefunden, dass Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis eng miteinander verbunden sind. Verschlechtert sich eins von beiden, dann verschlechtert sich auch das andere, und wenn sich eins verbessert, tut das auch das andere. (…)

Diese Leseprobe endet hier. Möchten Sie das vollständige Interview mit Amishi Jha lesen? Unsere Ausgabe „Trauma und Transformation. Wie wir über uns selbst hinauswachsen“ können Sie bequem online bestellen.

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Dieser Artikel stammt aus der Winter-Ausgabe 04/2020: Trauma und Transformation. Wie wir über uns selbst hinauswachsen.

„Wenn Menschen sehr viel Stress erleben (…), dann lassen ihre Aufmerksamkeit und ihr Arbeitsgedächtnis nach. Und da kann Achtsamkeit eine wichtige Rolle spielen.“ 

 

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