Meditieren mit der Zen-Geschichte

Shi Yuans zehn Gedichte entstanden um 1150 und gehören bis heute zu den tiefgründigsten Darstellungen der spirituellen Entwicklungsstadien im Übungsweg des Zen-Buddhismus: Vom ersten orientierungslosen Suchen bis zum vollen Durchbruch ins Erwachen werden die wesentlichen Aspekte des Wegs beschrieben.

Angeregt durch seine Zen-Praxis und eine jahrelange Auseinandersetzung mit den sogenannten Ochsenbildern, hat der Religions- und Kunstlehrer Johannes Soth die Gedichte sprachlich neu gefasst, dabei metrisch angepasst und kraftvoll-klar verdichtet. Die Texte wurden in lebendiger Bildsprache von dem japanischen Zen-Mönch Tensho Shubun im 15. Jahrhundert illustriert und sind im Buch farbig abgedruckt. Bilder und Texte ergänzen einander, legen dabei aber keine Interpretation fest, sondern laden dazu ein, eine Perspektive zu gewinnen. „Die Ochsenbilder und -gedichte sind eine ausgezeichnete Orientierungshilfe und Quelle der Inspiration für alle, die den Geist des Zen tiefer erkennen und in ihrem Leben verwirklichen wollen“, schreibt Soth, der auch als Zen-Lehrer ausgebildet ist.

Wofür steht der Ochse, was bedeutet es, mit dem „gezähmten“ Ochsen heimzureiten, und wie kommt es, dass der Hirte am Ende ohne Ochse „zu Hause“ ankommt? Soth bietet hilfreiche Erläuterungen an, in denen er aus Texten des christlichen Mystikers Meister Eckhart zitiert und so zu einem interreligiösen Dialog inspiriert. Passende praktische Übungsanleitungen aus der Zen-Praxis helfen dem Leser, auf eine Entdeckungsreise zu sich selbst gehen. Ein inspirierendes Buch, das altes Wissen neu aufbereitet und auch heute noch viele Impulse zum Nachdenken und zur Vertiefung der eigenen Praxis bietet.