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Moment by Moment

Eine Frau lacht, während sie in einem Loch in der Eisdecke eines zugefrorenen Sees badet

Winterschwimmen

Was macht den Reiz aus, der immer mehr Menschen dazu bewegt, im Winter unter freiem Himmel zu schwimmen oder sich sogar in eisiges Wasser zu begeben? Winterschwimmen ist nicht nur aus gesundheitlichen Gründen im Trend, sondern auch, weil es wahre Glücksgefühle im Körper auslösen kann.

Text: Silke Kempe | Foto: Halfpoint

Nach den letzten warmen Herbsttagen wird es draußen zunehmend kälter. Der Winter rückt näher, schon bald erreichen die Grade den Gefrierpunkt, und eine dünne Eisschicht beginnt, die Seen zu überziehen. Vielleicht erinnern sich so manche an den Sommer, wie sie das Bad im See genossen haben und wie die Sonne sie danach getrocknet hat.

Eisbaden und Winterschwimmen ziehen immer mehr Menschen magisch an, vor allem seit dem letzten Winter mit seinen Lockdowns. Dabei ist Winterschwimmen beileibe keine neue Erfindung. Auf die Heilwirkung von kaltem Wasser schwor schon Pfarrer Sebastian Kneipp (1821– 1897), der als Naturheilkundler und Erfinder der Wassertherapie bis heute international geschätzt wird. In unserer Zeit erlebt das kalte Wasserbad eine Renaissance und bekommt auch in den sozialen Medien sehr viel Aufmerksamkeit – denn Winterschwimmen, draußen in einem natürlichen Gewässer, scheint nicht nur gesundheitsförderlich zu sein, sondern auch zentrale menschliche Bedürfnisse zu erfüllen. Welche das sind, verrät uns ein Blick nach Skandinavien, wo Winterschwimmen bereits seit Jahrzehnten praktiziert wird, in der letzten Zeit zunehmend auch von jüngeren Menschen.

Der kalte Gesundheitskick

Die dänische Stoffwechselforscherin Susanna Søberg hat mehrere Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Winterschwimmens durchgeführt. Diese belegen, dass regelmäßiges Kaltbaden das Immunsystem stärkt und das Herz- Kreislauf-System trainiert. Entzündungen werden gehemmt und Atemwegserkrankungen deutlich reduziert.

In ihrer Forschung legt Søberg besonderes Augenmerk auf das Fettgewebe. Neben dem gesundheitsschädlichen weißen Fettgewebe verfügt jeder Mensch auch über braunes Fettgewebe, das Fett zu Energie verbrennt und der Gesundheit dient. Genau hier kommt das Winterschwimmen zum Tragen, denn Kälte versetzt den Körper in die Lage, weißes Fettgewebe zu verbrennen und braunes Fettgewebe zu aktivieren, was dazu führt, dass Zucker und Fett aus dem Blut zur Energieverbrennung in die Zellen geholt werden. Dies wiederum unterstützt den Körper bei der Bekämpfung von Entzündungen und Arteriosklerose.

Schock und Glücksgefühle

Beim Winterschwimmen unterscheidet man zwischen dem Baden in kalten Gewässern unter 15 Grad, was in unseren Breiten ab Oktober der Fall ist, und dem Eisbaden bei Wassertemperaturen unter fünf Grad. Nicht selten klopfen und sägen sich hartgesottene Eisschwimmer erst einmal durch eine Eisschicht, um ins Wasser zu gelangen. Während wir uns beim Winterbaden langsam an die Kälte gewöhnen können, stellt das Eisbad für den Körper eine enorme Herausforderung dar, weil es eine Kälteschockreaktion auslöst: Mit dem Eintauchen beginnen Eisbadende zunächst unfreiwillig zu keuchen und zu hyperventilieren, vor allem am Anfang, wenn sie es noch nicht gewohnt sind. Das Gehirn nimmt das eisige Wasser als Gefahr wahr und der Körper konzentriert sich auf den Schutz der lebenswichtigen Organe. Die Blutgefäße in den Extremitäten und der Haut ziehen sich zusammen und das Blut strömt Richtung Körpermitte. Gleichzeitig sinken sowohl die Herzfrequenz als auch der Blutdruck.

Das klingt wenig einladend, fragt man aber passionierte Winterschwimmer nach ihrem Befinden während des Bads, beschreiben sie oft ein Gefühl, ganz in den Moment, in die Erfahrung des Körpers einzutauchen. Danach fühlen sie sich warm und glücklich, und es stellen sich Gefühle der Ruhe und der Freude ein. Der Glückszustand nach dem Winter- oder Eisbaden, von dem so viele sprechen, zeigt sich auf körperlicher Ebene in einer Flut von Hormonen, die ausgeschüttet werden, darunter Botenstoffe, die für unser Wohlbefinden und für die Euphorie zuständig sind: Endorphine, Dopamin und Serotonin. (…) Mehr

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