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Digitale Genügsamkeit: Digital Detox für die Seele

„Muss nur noch kurz die Welt retten … noch 148 Mails checken“, sang der Singer-Songwriter Tim Bendzko vor zehn Jahren – damals hielt ich das für übertrieben, muss aber feststellen, dass allein in meinem privaten Account inzwischen täglich mehr E-Mails eintreffen, was nur ein Aspekt der digitalen Überflutung ist, der wir täglich ausgesetzt sind. Smartphone, Social Media, Podcasts, Blogs und Vlogs, Alexa und Siri tun ein Übriges. Wo steht mir der Kopf? Trotz besseren Wissens erzeugt die digitale Welt einen Suchteffekt, indem sie uns vorgaukelt, wir wären wichtig, stünden im Zentrum der Dinge, vernetzt mit allem und jedem und hätten den Überblick über die ganze Welt. Dabei haben wir genau diesen Überblick verloren, wie auch die Literaturwissenschaftlerin Daniela Otto in ihrem Buch Digital Detox für die Seele schreibt, in dem sie die Praktiken des Digital Detox mit den Methoden der Achtsamkeitspraxis kombiniert. Sie zeigt uns auf witzige Weise, wie wir es schaffen, unser Smartphone loszulassen, unserem inneren GPS statt dem Navi zu vertrauen und den Suchtkreislauf der scheinbaren digitalen Segnungen zu durchbrechen. „Dr. Google hat heute keine Sprechstunde“ heißt ein Kapitel, das ich als netzaffiner Hypochonder mit viel Vergnügen und noch mehr Gewinn gelesen habe. Ich glaube nun wieder besser unterscheiden zu können zwischen scheinbarer und echter Verbundenheit, zwischen dem Netz des Lebens und dem World Wide Web. Es braucht nicht viel, um uns selbst zu ermächtigen, einmal nicht online zu gehen, das Handy allein zu Hause zu lassen und die Wirklichkeit wieder in vollen Zügen auszukosten. Und wenn wir schon online gehen, es bewusst zu tun.

Daniela Otto
Digital Detox für die Seele
Mit Achtsamkeitsübungen bewusst online gehen
Irisiana Verlag 2021
EUR 16,00

Cover des Buches Digital Detox für die Selle von Dr. Daniela Otto
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